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#95 – Gibt es eine leistungsgerechte Bezahlung?

P = ΔW /Δ t

Diese Formel haben wir in der Schule gelernt. Leistung ist geleistete Arbeit (ΔW ) pro vergangener Zeit. (Δ t) Höhere Leistung bedeutet also, mehr Arbeit in der gleichen Zeit, oder die gleiche Arbeit in kürzerer Zeit. Arbeit wird physikalisch in Ws gemessen. Wir können körperliche Arbeit physikalisch messen und bestimmen. Die gedankliche Arbeit erzeugt nur Wärme. Abwärme um es genau zu sagen. (Bei manchen auch nur heiße Luft)

Hier und da habe ich jetzt die Forderung gehört, dass man die Menschen leistungsgerecht bezahlen soll. Dies würde aber voraus setzen, dass jemand der schneller arbeitet auch mehr Geld verdient.

Wie ihr sicher gelesen habt, trage ich seit einigen Wochen eine Polar Loop. Der kann mir ganz genau sagen, wieviel Kalorien ich am Tag verbraucht habe. In der Spitze habe ich 3471 kcal verbraucht. (Da bin ich aber 1h 45 min gejoggt.) Dies entspricht 4,04kWh verbrauchter Energie. Wie wir alle wissen, ist die abgegebene Energie viel geringer.

Wer im Büro arbeitet, hat sicher einen geringeren Energieverbrauch als ein Handwerker der schwer arbeitet. Und wie ist in unserer Welt die Bezahlung der beiden?

Es gibt keine leistungsgerechte Bezahlung oder Bezahlung nach Leistung!

Wenn jemand eine Grube graben soll und ich zahle ihm pro Stunde einen bestimmten Betrag, dann ist es für ihn von Nachteil wenn er schnell arbeitet. Er bekommt mehr Geld wenn er länger arbeitet. Anders sieht es aus, wenn ich einen festen Betrag für die Grube ausschreibe. Wer schneller fertig ist, also eine höhere Leistung hat, kann noch eine zweite Grube graben und so mehr verdienen. Die Leistung würde sich lohnen. (Wenn er denn eine zweite Grube zu graben hätte)

Warum verdient ein Arzt in 8 Stunden mehr als eine Krankenschwester? Rechtfertigt die physikalische Arbeit den Unterschied? Wahrscheinlich nicht. Also muss es andere Gründe geben.

Es ist einmal Angebot und Nachfrage und zum andern der Wert, den die Arbeit für die Gemeinschaft hat.

Wer einen wichtigen Beruf hat, den nicht viele ausüben, aber der für die Menschen notwendig ist, der kann mehr Geld verlangen als die Anderen. Das ist das Thema Angebot und Nachfrage. (Das ist übrigens auch ein Grund warum man uns immer das Märchen vom Fachkräftemangel erzählt.)

Man kann auch sagen, es wird nur durch dieses Thema bestimmt. Die Nachfrage spiegelt ja in gewisser Weise den Bedarf und damit die Wertschätzung der Gruppe wieder.

Kontext und Gruppe bestimmen die Bezahlung.

Ein durchschnittlicher Manager eines Dax Unternehmens bekommt heute 3,2 Mio €. Gehen wir von 70 Wochenstunden aus, was 280 Stunden im Monat sind, dann entspricht das einem Stundenlohn von 952,38€/h!

15.832,79€ pro Monat. Das ist das Bruttogehalt von Angela Merkel unserer Bundeskanzlerin. Gehen wir auch hier von 70 Wochenstunden aus, dann ist das ein Stundenlohn von 56,54€/h.

Gäbe es eine leistungsgerechte Bezahlung, dann wäre die Arbeit der Bundeskanzlerin nichts wert, im Verhältnis zu einem DAX Vorstand.

Die Bezahlung sagt heute nichts mehr über die tatsächliche Qualifikation aus. Das System ist scheinbar aus den Fugen gekommen.

Dranbleiben – es gibt noch Hoffnung!

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