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#134 – VW und die Ratten von Milner

  • Was treibt eine Firma an, jahrelang gegen Gesetze zu verstoßen ohne ernsthafte Skrupel?
  • Warum wird dieses Verhalten nicht angezeigt, obwohl wir doch von frühester Kindheit an wissen, was gut und böse ist?
  • Wieso brauchen wir Corporate Governance und Compliance wenn doch Erziehung funktioniert und früher die 10 Gebote ausgereicht haben?
  • Was bei VW jetzt alle enttäuscht ist ein Einzelfall?

Enttäuschung bedeutet, dass die Täuschung aufhört!

Worauf man den Fokus legt, das nimmt man wahr, dahin steuert man.

Bei VW war der Fokus wohl, der größte Autobauer der Welt zu werden und profitabel zu sein.

Diesem Ziel haben sich alle Skrupel untergeordnet?

Wer immer nur nach den Zahlen schaut, spielt Tennis mit dem Blick auf die Anzeigetafel und nicht auf den Ball!

Wir Menschen, eine echte Erziehung vorausgesetzt ,haben ein sehr feines Gespür dafür, was man darf und was nicht. Nicht lügen, nicht betrügen, nicht töten!

Dafür genügen die 10 Gebote und eine gute Erziehung.

Wir Menschen sind aber oft in einer Zwangslage. Wir machen seit Jahren einen Job, der kein Spaß macht, wenig Erfüllung bringt oder langweilig ist. Warum?

Weil viele Menschen keine Wahl haben! Die Miete muss bezahlt werden, das Auto, die Kinder…

Freedom is just another word for nothing left to lose! (Me and Bobby McGee)

Janis Joplin hatte recht damit. Frei bist du nur, wenn du nichts mehr zu verlieren hast.

Jeder hat aber irgendwelche Verpflichtungen oder sitzt in einer Komfortzone, welche er nicht verlassen will oder kann.

Das Milgram Experiment hat 1961 bewiesen, dass Menschen Befehle befolgen wenn es notwendig ist, wenn die Jahresziele das erfordern. 65% der Menschen nehmen den Tod eines Menschen in Kauf, wenn das Experiment fortgesetzt werden muss (Jahresziele) und der Mensch, der sterben soll, weder zu sehen, noch zu hören ist!

In meinem letzen Buch habe ich ausführlich darüber geschrieben. (Niemand lebt für sich allein)

So wird das wohl bei VW gewesen sein. Da haben einige wenige eine Idee gehabt, wie man den Dieselabsatz in Amerika steigern kann. Irgendjemand im Management hat dann entschieden, das man die Software einbaut. Entweder hat dem Winterkorn niemand erzählt das es so ist, oder er wollte nicht zugeben, dass er Bescheid wusste.

Im ersten Fall hätte ich als Winterkorn erstmal alle Verantwortlichen entlassen und wäre dann zurück getreten. Jetzt geht er ohne zu handeln mit Lohnfortzahlung bis ????.

In einer Firma mit Vertrauen hätte früher oder später jemand bemerkt, dass diese Software illegal ist. Er hätte das seiner Führungskraft gesagt, die ebenfalls auf Basis einer Weltkultur zu so einer Erkenntnis gekommen wäre. Nach und nach hätte diese Erkenntnis um sich gegriffen und man hätte diese Software gestoppt. Wie gesagt, in einer Firma mit Vertrauen und Werten. Mit Vertrauen und Werten die höher bewertet werden wie der Gewinn.

Vertrauen gibt es nur zu Menschen nicht zu Prozessen oder Strukturen. Vertrauen ist etwas, das sich aus dem Handeln der Einzelnen aufbaut. Wenn ich Vertrauen zu einer Person habe, dann fürchte ich sie nicht. Ich fürchte auch nicht um meinen Arbeitsplatz. Wer um seinen Arbeitsplatz fürchtet, hat Vertrauen zu niemandem! Er lebt in einer Umgebung mit erhöhtem Cortisol Spiegel die jegliche Kreativität tötet.

Bildschirmfoto 2014-12-06 um 18.14.30

 

Es gibt einen Kreis des Vertrauens in meiner Gruppe, in meinem Wir. Das Bild sagt alles.

Die Menschen die uns heute in den Unternehmen führen, oder besser gesagt nicht führen sondern uns vorgesetzt sind, müssen einen Plan umsetzen. (Führen ist eine Eigenschaft keine Position)

Das obere Management muss den Shareholder Value erhöhen und die Gewinne steigern. Nur dies bedeutet Erfolg. Jede Steigerung führt bei diesen Menschen zu einer Dopaminausschüttung. Es geht gar nicht um die absolute Höhe der Bezüge, es geht nur um Macht und Befriedigung.

James Olds und Peter Milner gaben 1954 in einem Versuch Ratten die Möglichkeit durch Knopfdruck ihr Dopamin-Belohnungssystem zu aktivieren. Die Ratten aßen nicht mehr, sie tranken nicht mehr, sie stimulierten nur noch ihr Belohnungssystem bis sie starben. Dopamin macht süchtig, es schränkt den Blick auf die Welt ein. Hat man dann wenig Kontakt zu seinen Mitarbeitern, greift der Effekt vom Milgram Experiment. 2/3 aller Menschen nehmen den Tod eines Anderen in Kauf, wenn dass Projekt fortgeführt werden muss.

Was dabei heraus kommt sieht man jetzt bei VW. Wegen Gewinn und Shareholder Value hat man getrickst und betrogen.

Der Schaden: VW hat in zwei Tagen soviel an Wert verloren, da hätte man locker die beste Abgasreinigung einbauen können und jedem Käufer eines Diesel PKW noch 1000 Liter Diesel schenken können. Hinzu kommen Forderungen in Milliardenhöhe, Kosten für Rückruf der Fahrzeuge und und und.

Wir dürfen gespannt sein, was die Ermittlungen zu Tage bringen. Irgendjemand hat sich bestimmt die Filmrechte an diesem Skandal bereits gesichert.

Ob VW das alles überlebt, bleibt abzuwarten. Wer einmal lügt dem glaubt man nicht.

Shareholder Value ist die blödeste Idee auf der Welt (Jack Welch)

Vor allem stellt Shareholder Value kein Wert da, sondern zerstört Werte, Strukturen und Menschen.

Dranbleiben – es gibt noch Hoffnung (Auch für die arbeitenden Menschen bei VW)